Vereinsgeschichte

Der Ilmenauer Karnevalklub e. V. (IKK), gegründet 1969, versteht sich als Verein zur Bewahrung und Fortsetzung einer über 100-jährigen Karnevalstradition in Ilmenau.

Bereits 1899 wurde im Gasthof “Zum Alten Fritz” ein großer Narren- und Lumpenball veranstaltet, wobei der größte “Lump” mit einer Flasche Wein geehrt wurde. Großer Ulk-Abend in der “Sonne”, auf allen Sälen 1900 Maskentreiben, Narrenball und Prämierung der schönsten Masken. Im „Felsenkeller“ Nächte à la Italia, die Kellnerinnen servierten in Nationaltracht.

Turn-, Garten- und Gesangsvereine feierten in ihren Kneipen und auf den Sälen des “Bahnhofhotel”, Hotel “Neuhaus”, “Tanne” und “Zum Löwen” ihren Karneval. Im “Café Funke”, im “Kaiserhof” und in “Rammelts Weinstuben” feierten die finanziell etwas Bessergestellten, Zutritt wurde da nur gegen Einladungskarten gewährt.

Nach bisherigen Kenntnissen nannte sich der erste Karnevalverein in Ilmenau “Die Kickelhähner”, er wurde 1936 gegründet. Initiator und Präsident war der damalige Oberbürgermeister Richard Walter.

In der Nachkriegszeit wurde bereits wieder 1951 Fasching in Ilmenau gefeiert. Als Gegengewicht zum Hochschulfasching wurde 1955 auf Initiative der Bürgermeisterin Charlotte Gleichmann und unter der Federführung von Horst Geßler (Mitarbeiter im Rathaus) das Karnevalkomitee der Stadt Ilmenau mit dem Präsidenten Otto Ritzerfeld (Betriebsdirektor der Lackfabrik) gebildet.

Zu den Stimmungskanonen zählten neben dem aus dem Rheinland stammenden Ritzerfeld die Vizepräsidenten Karl Scharf und Hans Hirtzel. Ein besonderes Original des Ilmenauer Karneval war damals Karl Poppel, bekannt als “Karl von der Krebswiese”.

Er wurde später Ehrenpräsident des IKK.

Dem Elferrat des Karnevalkomitees gehörten Ende der 50er Jahre auch die Gründungsmitglieder des IKK an; Willi Balden, Günther Grefe (genannt Jäcky) und Horst Vogler.

Bezogen auf den Hausberg Kickelhahn lautete der damalige Schlachtruf “Gelle, Gelle, Kikeriki!” Durch Wegzug von Otto Ritzerfeld von Ilmenau nach Triptis löste sich das Karnevalskomitee Anfang der 60er Jahre auf.

Mit Gründung der Hochschule für Elektrotechnik in Ilmenau entstand 1953 auch der Hochschulelferrat. Dieser trug bunte Talare mit einem großen Blitz auf der Rückseite.

Die Veranstaltungen in der großen Festhalle von Ilmenau waren im weiten Umkreis als das Ereignis bekannt und beliebt. Da es an der Technischen Hochschule immer an jungen Frauen mangelte, gab es zum Hochschulfasching getrennte Eintrittskarten für Jungen (blau) und Mädchen (rosa): Männerkarten konnte man nur eine kaufen, Mädchenkarten unbegrenzt.

Schlachtrufe der Hochschüler waren: “Jäcklein – BRÄU!” und “Jacke huuu!”. Waren Professoren auf der Bühne, so wurde gerufen “Ein Fass!” und bei schönen Damen “Ausziehen!”

Schlüsselübergabe am 11.11.1978 durch den Bürgermeister Heunemann an IKK-Präsident Hoffman

In den 60er Jahren bis 1976 waren Manfred Bittner und Wilhelm Schaffer die politisch-satirischen Redner beim Hochschulfasching.

Nach einem Auftritt in der Mensa im Februar 1976 wurde aus politischen Gründen der ganze Elferrat abgesetzt, Bittner und Schaffer wurden “degradiert” und sie verloren ihre Arbeitsplätze.

Doch der Hochschulfasching ging weiter, jetzt mit mehr Parteikontrolle und unter strafferer Leitung der FDJ.

So gab es damals die Direktive: “Schweinisch kann es sein, aber bitte nicht politisch!”

Nach der Wende gründete sich der “Studentische Carnevalklub zu Ilmenau e. V.” (SCI), der 1997 nach einem verlorenen Gerichtsverfahren wegen Beleidigung aufgelöst wurde. Als “Elferrat 1953 zu Ilmenau e. V.” gründete sich der Club aber wieder neu, doch in Ermangelung studentischen Publikums und der mindestens 11 Clubmitglieder (die übrigens schon lange nichts mehr mit der Uni zu tun hatten), fand 2004 ihre letzte, nur noch kleine Veranstaltung statt.

Es war im Herbst 1969 als sich Ilmenauer Karnevalsfreunde (meist Lehrer der Karl-Zink-Schule) zusammenfanden und unter Leitung seines ersten Präsidenten Willi Balden den Ilmenauer Karnevalklub bildeten und mit dem “Bauernfasching 1969/70” in die erste Session starteten. Unterstützung kam vom damaligen Bürgermeister Kurt Heunemann. Hans-Jörg Hoffmann (1977 – 1982) und Heinrich Jurkowski (1982 – 1991) waren die weiteren Präsidenten. Als vierter Präsident wurde im Dezember 1991 Dr. Rolf Frielinghaus (seit 1986 Vizepräsident) gewählt. Vielen ist er aus der Bütt als “Letzter Straßenkehrer von Ilmenau” bekannt, eine Traditionsfigur, die seit 1985 ununterbrochen jedes Jahr mit seiner Mülltonne auf die Bühnen kommt und das lokale Geschehen und die bekannten Ilmenauer auf den Besen bzw. die Schippe nimmt. Nach 20 Jahren Präsidentschaft gab er 2011 sein Amt ab und es wurde erstmalig eine Frau an die Spitze des IKK gewählt: Beatrix Lutz.

Sie übernahm das Zepter oder aber auch den Schlüssel der Stadt Ilmenau pünktlich zum 11.11. für ganze 6 Jahre. Mit ihrem Amt sind dann auch viele Veränderungen im Verein eingetreten. Es wurde erstmalig ein Organigramm des Vereinsaufbaus erstellt, in dem jedes Mitglied einen festen Platz im Verein hat, in den sozialen Medien wurde der Verein vorgestellt. Seither gibt es eine feste Website www.ikk-fasching.de mit aktuellen Informationen rund um den Verein. In den darauffolgenden Jahren sollte sich noch mehr ändern. Der Verein musste aufgrund der Sanierung der Festhalle den geliebten Fundus (Vereinsraum) abgeben und die Festhalle wurde für Jahre geschlossen. In dieser schwierigen Zeit wurde dann Michael Gohritz zum Präsidenten gewählt. Beatrix Lutz schlug ihn vor, da er bereits über viele Jahre das Programm zu den Veranstaltungen vorbereitete und ein fester Bestandteil im Vereinsteam ist. Dann kam von 2020 bis 2022 die Corona-Pandemie, so dass keine Veranstaltung mehr möglich war. Das war wohl die herausforderndste Zeit des Vereins, keine Festhalle, keine Veranstaltungen. Ende 2022 war es dann soweit und der Verein startete in eine wohl bessere Zukunft, zunächst mit Zeltveranstaltungen, später im bereits fertig gestellten Parkcafé der Festhalle. Mit Neueröffnung der Festhalle im Mai 2023 kann der Verein nun für die zukünftigen Veranstaltungen im großen Saal planen und hofft auf regen Zuspruch.

Das besondere am Ilmenauer Karneval (ob Hochschul- Stadt- oder Dorffasching) sind die Themen, die sowohl das Programm, die Dekoration, die Eintrittskarte und natürlich auch die Kostümierung der Besucher beeinflussen. Durch das Programm des IKK führte zunächst der erste Präsident Willi Balden, doch danach begann die Zeit der Zeremonienmeister:

Jürgen Wilhelm

Volker Rusch mit dem “Letzten Straßenkehrer”

Toralf Asche

Jürgen Wilhelm (ehem. Gastwirt der “Nassen Post”) war der Erste. Ihm folgte von 1987 bis 1990 der Sportlehrer Volker Rusch (heute Direktor vom Goethegymnasium). Er führte dann 1991 auch seinen Nachfolger, den damals noch blutjungen Toralf Asche (1994 bis 2006 Vizepräsident) als Zeremonienmeister ein. Bis heute ist Toralf Moderator, der nicht nur gekonnt durch die Veranstaltungen führt, sondern auch zur Gitarre greift und zur Freude des (besonders weiblichen) Publikums Lieder singt.

Musikalisches Kennzeichen des Stadtfaschings waren die Ilmenauer Sängerknaben (IKS e. V.), die nicht nur ihre Stimmungs- und thematischen Lieder sangen und spielten, sondern auch ein selbstkomponiertes Traditionslied einführten. Und so beginnt auch heute noch jede Veranstaltung mit ihrem Lied “An der Ilm müsst’ man geboren sein …”. Durch den tragischen Tod der “Frontmänner” Peter Nirsberger und Jürgen Löbner löste sich 2006 die restliche Gruppe der Ilmenauer Sängerknaben  auf. Doch zum 44. IKK-Jubiläum standen sie zur Freude des Publikums nochmals auf der Bühne.

Pünktlich am 11.11. um 11:11 Uhr vor dem Ilmenauer Rathaus beginnt die Session mit der Übergabe des Stadtschlüssels an die Narren, sprich dem Ilmenauer Prinzenpaar. Sie endet am Faschingsdienstag mit dem Prinzenbegräbnis und dem Abhalten einer traditionellen Biermesse. Großveranstaltungen des IKK sind der Faschingsauftakt am Samstag nach dem 11.11., die Faschingsnächte, der Weiber- und der Kinderfasching, der Tolle Samstag und die Rosenmontagsfeier – alle in der Festhalle Ilmenau. Zum Auftakt und am Tollen Samstag sind alle Räume der Festhalle und KegelBar geöffnet. Am Sonntag vor Rosenmontag ist Faschingsumzug durch die Innenstadt Ilmenau. Dieser Umzug wurde erst wieder vom IKK eingeführt, nachdem er ab 1961 politisch nicht gerade erwünscht war.

Im April 1981 war das Präsidententreffen der DDR-Karnevalvereine hier in Ilmenau. Es waren 181 Vereine zu Gast beim IKK. 1990 war der IKK Gründungsmitglied des Landesverbandes Thüringer Karnevalsvereine e. V. (LTK). Ein  Treffen mit 98 Thüringer Vereinen und dem gesamten Präsidium des Bundes Deutscher Karneval e. V. gab es dann im März 2001 zum 4. Narrenkongress des LTK in der Festhalle Ilmenau. Auch hier war der IKK ein bewährter Gastgeber.

Der Ilmenauer Karnevalklub teilt sich auf Grund seiner Größe in verschiedene Gruppen auf, das sind Arbeits-, Tanz- und Gesangsgruppen.

Zu den Arbeitsaufgaben zählen Organisation, Dekoration, Marketing und Produktion.

Bei den Darstellungen gibt es die große Prinzengarde (mit Nachwuchs- und Kindergruppe), zwei Männertanzgruppen sowie den Musikverein Wilbury Clan. Diese Gruppen trainieren separat voneinander, in Elferratssitzungen wird die thematische Arbeit abgestimmt und das Programm zusammengefügt.

Hinzu kommen noch Gastauftritte des 1. Heydaer Carneval Vereins, der Tanzschule Linie 1 und der Cheerleader “Ilm-Angels”.